"Klassische Reitkunst gedeiht nur dort, wo der Mensch im Pferd ein ebenbürtiges Geschöpf sieht."
von Löhneysen
In der klassischen Dressur im Sinne der deutschen Lehre wird das Pferd von Anfang an pferdegerecht und naturorientiert gymnastiziert mit dem Ziel, es möglichst lange gesund und leistungsfähig zu halten und gleichzeitig maximalen Reitkomfort zu gewinnen. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, das Pferd zu fordern, ohne die Losgelassenheit einzubüßen und es niemals zu überfordern ("Gehe bis an die Grenze, überschreite diese nie!" Egon von Neindorff). Geht die Losgelassenheit verloren und es treten Spannungen auf, so werden sich daraus in absehbarer Zukunft physische und psychische Schäden beim Pferd entwickeln. Jedes Pferd benötigt unterschiedlich lange, bis es diese Ziele erreicht und daher ist es nicht möglich, den Ausbildungsweg eines Pferdes fest zu planen und viele Pferde werden auch nicht alle sehr hoch gesteckte Ziele erreichen können, d.h. das Pferd bestimmt die Ausbildung!
Mit Hilfe von sinnvoll aufeinander aufbauenden Übungen wird das Pferd mit der Zeit immer geschmeidiger, die richtige Muskulatur formt sich und damit wird das Pferd befähigt, auch schwierigere Übungen auszuführen, ohne Schaden zu nehmen. Gleichzeitig werden sich sein Selbstbewußtsein und seine Ausstrahlung verbessern, die dem Pferd mehr Schönheit und Ausdruck verleihen.
Nach der klassischen Dressur Pferde auszubilden und zu reiten ist nicht nur äußerst pferdefreundlich, sondern sie ist gleichermaßen für alle anderen Ziele und Zwecke der Reiterei eine hervorragende Grundlage, auch für "andere" Reitweisen, hier ist besonders die immer beliebter werdende Working Equitation zu nennen.
Außerdem ist sie für alle Pferderassen ohne Einschränkung geeignet, vom Pony bis zum Kaltblut.
Und selbst für das Fahren mit der Kutsche ist eine dressurmäßige Ausbildung der Fahrpferde unter dem Sattel ein unschätzbarer Vorteil, gerade in Wettbewerbssituationen, wo für erfolgreichen Einsatz Wendigkeit und Durchlässigkeit unerlässlich sind.
"Die Reitkunst unterscheidet sich von allen übrigen Künsten dadurch, dass besondere menschliche Leistungen erst dann auf die Ebene der "Kunst" gehoben werden können, wenn es gelingt, auch das zweite beteiligte Lebewesen auf diesen Höhenflug mitzunehmen.Erst die Kadenz hebt den Gang eines Pferdes auf die Ebene der "Reitkunst" und verleiht ihm den Adel und Ausdruck, der auch einen weniger Fachkundigen zu bestechen vermag."
Kurt Albrecht